Holden’s DJ-Kicks-Selection ist erwartet eigenwillig - mit höchst ungleichen Zutaten, die unter seinen Fingern zu einer genre-brechenden Mischung verschmolzen werden. Dabei geht es ihm ausdrücklich darum, dass das Ergebnis tanzbar bleibt - auch wenn einige der ausgewählten Tracks an Holdens Hand erstmals auf Tanzfläche geführt werden. „Wenn Du Dir die Tracks anschaust, würdest Du sie in verschiedene Schubladen stecken”, sagt Holden. „Aber für mich ist das am Ende alles Dance Music.“ Dabei fühlt sich Holden bei der Zusammenstellung einer CD zum Heim- und Nebenbei-Konsum befreit vom Diktat der Tanzfläche, die ihn bei einem Live-Set begrenzen würden. Und doch atmet der Mix den schwitzigen Geruch des Dancefloors. Das gilt für die mechanischen Sounds von Piano Magic, die sich langsam zu einer spannungsgeladenen Rhythmus-Explosion aufbauen, ebenso wie für die Reprise von Caribou’s ‘Lemon Yoghourt’ vom Manitoba / Leaf label. Zusammengehalten wird der gesamte Mix durch ein alles überspannendes Grundgefühl von hemmungslosem Hedonismus und wildem Freiheitsdrang. Das ist Tanzmusik, die innerste Triebe anspricht, und auf die aufgestzten, billigen Tricks verzichtet, die in moderner Tanzmusik häufig verbreitet sind. Holdens Zusammenstellung ist aber keine leichte, eindimensionale Kost. Holdens Mix ist ein anspruchsvoller Rausch, der einen nicht mehr loslässt. Holden bringt uns mit zu den Wurzeln der Tanzmusik - zum Beispiel durch Luke Abbott, demeinzigen Botschafter auf der CD von Holdens open-minded Border Community-Family. ‘Soft Attacks’ steht dabei für das britische Dance-Erbe. Später folgt die Do-it-yourself geprägte Kollaboration-Musik von Lucky Dragons aus LA, die durch ihre organischen Tribal-Percussion-Sounds einen Hauch von Afrika auf die CD zaubern. Dasselbe ursprüngliche Grundgefühl teil auch das zehn Jahre alte ‘Definition Of’ vom britischen Techno-Puristen James Ruskin. Der hypnotische neue Holden-Track ‘Triangle Folds’ formt schließlich das perfekte Bindeglied zwischen diesen verschiedenen Dance-Ausprägungen.

Holden ist Perfektinonist, der bei all seinen DJ-Performances eine komplexe und penible Vorbereitung pflegt. Holdens detailverliebte Herangehensweise mag dabei zunächst meilenweit von der direkten Interaktion mit dem schwitzenden Dancefloor entfernt zu scheinen, in der ein DJ normalerweise zuhause ist. Doch Holden braucht den klar definierten Rahmen, um sich dann, mitten in der Nacht, im perfekten Moment zu lösen und zu fliegen. Seine musikalische Freiheit fußt auf dem nerdig-technischen Fundament, das ihm die Sicherheit schenkt, dass all seine minutiös konzipierten musikalischen Grenzgänge funktioniert haben werden, wenn sich am nächsten Morgen die Sonne erhebt. „Es geht darum diesen einen Moment einzufangen”, erklärt Holden. Und plötzlich blinzelt aus dem technisch-berechnenden Musikmathematiker der On-the-spot-Performer hervor. Holdens neueste Mix-CD ist ein musikalisches Manifest: exakt am Nerv der Zeit, zu einem Zeitpunkt, an dem die Herrschaft des Minimal zu bröckeln scheint und musikalische Territorien, die in jeden letzten Jahren ins Abseits geraten waren, nun wieder ins Licht rücken. Die versammelte Auswahl an verschiedensten Ausnahmekünstlern aus aller Welt ist dabei so etwas wie Holdens persönliche Empfehlung, wohin sich Tanzmusik als nächstes entwickelten sollte.