Gerade mal das Abitur in der Tasche und schon fast altersweise - Vierkanttretlager hoffen und verzweifeln auf ihrem Debütalbum zugleich. Irgendwo zwischen Element of Crime und Turbostaat trifft reifes Textwerk auf nordisch-ungestme Gitarren, der abgeklärte Greis auf den jungen Wilden. 'Dort wo die Einsamkeit die schönsten Farben trägt'singt Casper auf dem gemeinsamen Song "Hooligans" und meint damit die absurde Romantik kleinbürgerlicher Tristesse. In Husum wächst eine Alternative heran. Ausgestattet mit einer gehörigen Portion Talent, Energie und Enthusiasmus tritt die aus Husum stammende Band, die bereits auf der HauptBühne des Hamburger Dockville Festival stand, nun an, die deutsche Indieszene zu erobern. Hier treffen furios ruppige Gitarrenakkorde auf kickende Drums und stoische Bassläufe, Sänger Max agiert mit stilsicherer Authentizität. Die Natur greift also an im hohen Norden der Republik. Der Wind peitscht, der Regen prasselt und die Flutwellen schlagen dem Seebären die Pfeife aus der Hand. Darum wird es wohl gehen auf dem Debütalbum der Husumer Vierkanttretlager, wenn es nun schon "Die Natur greift an" heißt. Das möchte man denken und liegt wunderbar falsch : Die Naturgewalt die Vierkanttrelager in ihren 11 Liedern so eindringlich beschreiben ist eine andere : die Zeit. Der Titel beschreibt in all seinem Pathos am Ende nur die schlichte Erkenntnis der eigenen Sterblichkeit. Eine Erkenntnis die typischerweise mit dem Abschluss eines Lebensabschnitts einhergeht. Bei Vierkanttretlager war das so. Sie haben in ihrer Stadt all ihre Pflichten erfüllt. Sind also frei alles zu tun und doch befangen von ihrem Umfeld. Zu hadern gibt es viel, Vierkanttretlager fangen bei sich selbst an. Sie zcken keinen Zeigefinger, der nicht auch auf sie zeigt. Sind Kläger und Angeklagte zugleich. In vollem Bewusstsein der eigen Fehlbarkeit versuchen sie sich vor dieser Gewissheit zu retten, verschließen die Augen, öffnen sie nur um Schönheit zu sehen. Vierkanttretlager sind da wo der Tau salzig schmeckt.!