Wenn das Leben plötzlich die schwärzeren Tasten anschlägt und der Raum sich mit Melancholie füllt, ist der Blues nicht weit. Entweder man hat ihn oder man bekommt ihn–jeder wird irgendwann erwachsen. Wichtige Entscheidungen wollen zwischen Tür und Angel getroffen werden, Blickwinkel wie Freundschaften verändern sich schlagartig. Die tägliche Routine verdrängt Wünsche, die womöglich für immer unerfüllt bleiben. Themen, die am neuen und bis dato zweiten Longplayer der Linzer Andi&Alex, ihren Platz finden.

Musikalisch gewährt das Brüderpaar einen noch tieferen Blick über den Tellerrand ihrer Plattenspieler, als bisher. Die Überschneidungen verschiedenster musikalischer Genres sind eine logische Konsequenz und Resultat eines künstlerischen Reifungsprozesses. Andi steigt zu einem der vielseitigsten MCs des Landes auf. Straighter Rap paart sich mit gesungenen Hooks – fesselndes Storytelling (Schachmatt) findet ebenso Platz am Album, wie Gesellschaftskritik (Blues, Wir san stoiz auf eich) oder Persönliches (Imma nu da Söbe, sicha ned da Gleiche). Alex steht seinem Bruder in Sachen Variabilität in nichts nach und präsentiert sich als einer der spannendsten Producer im Österreichischen HipHop-Universum. Gerade die Überraschungsmomente, was Themenvielfalt und musikalische Experimente anbelangt, machen „Blues“ zu einem Unikat im Österreichischen Rapgame.

Auf klassischen Rapsound (Yougottogo! feat. Blu&Exile) folgt ein mit Mr. Mölgie aufgenommer Track (Süden), der mehr als einen Hauch guter Popmusik versprüht. Neben einer kreativen, aufwändigen Produktion und Gästen von Linz bis Kalifornien wartet das Album außerdem mit der üblichen Besetzung Matthias Burghofer und Wenzel Washington auf, welche die einzelnen Tracks zum Teil perfekt abrunden. Österreichischer HipHop ist im Jahr 2013 angekommen.

Blues ist ein Beweis dafür!