Eine Stimme, eine Gitarre, eine Story. Was braucht der Blues mehr? “Sir” Oliver Mally gibt mit “Strong Believer” die Antwort: nichts! In Zeiten, in denen musikalische Uniformität beinahe zum Credo erhoben wird, schnell downgeloadet und meist ebenso schnell vergessen, bedarf es schon einer gewissen Portion Nonkonformität, ein Album wie dieses zu konzipieren und umzusetzen. „Strikt „mono“- kein Kompressor - kein Equalizer - kein Hall - keine „Overdubs“ - kein Editieren! „Nackt“. Beinahe ausschließlich - eine Gitarre - ein Mikrophon und rau und scharf an den Kanten!“
Im Grunde erwartet man von “Sir” Oliver Mally aber auch gar nichts anderes. Kaum glaubt man, ihn auf den Blueshighway fixieren zu können, biegt er in Rockgefilde ab, wähnt man dortselbst seinen musikalischen Lebensmittelpunkt, beeindruckt er als Singer/Songwriter. Und jetzt doch wieder der Blues. Nicht als Wurzel, als Ausgangspunkt, sondern als Zentrum, als Ziel. “It´s the magic of the moment, that keeps us hanging on”, erklärt der Protagonist in “Meet Me On The Riverbank”. Die Magie des Augenblicks, wie im Blitzlicht festgehalten und damit ebenso magisch reproduzierbar. Seit über 100 Jahren ist es vor allem dem Blues vorbehalten, diese Momente allgemein gültig zu machen und sich damit im kollektiven Bewußtsein zu verankern. Den besten des Genres gelingt es, dieses Bewußtsein in ihren Songs zu spiegeln. “Sir” Oliver Mally zählt zweifelsfrei zu dieser Spezies, egal ob er sich im Hill Country wähnt (“Down With The Blues”), im Delta (“You Must Be Crazy”) oder im Village der Singer/Songwriter (“Sweet & Fine”). Zwischen nachdenklich und zupackend. Rau, ungeschliffen, die pure Essenz des Blues destillierend. Eben eine Stimme, eine Gitarre, eine Story. Dietmar Hoscher, April 2012