In der neuen Londoner Jazzszene sind wir alle Fans von Sun Ra und dem Arkestra. 2018 besuchten wir das Cafe Oto im Osten Londons, um das Arkestra zu sehen, das von Marshall Allen geleitet wird, seit Sun Ra 1993 in eine andere Sphäre überging. Wir waren erstaunt, die Lebendigkeit dieser Gruppe, die seit den 1950er Jahren besteht, zu sehen und zu spüren.
Damals hatten wir die Idee, Knoel und Marshall für eine Night Dreamer Direct-to-Disc-Session in das Artone Studio in Haarlem zu holen. Neal gelang es, eine Verbindung herzustellen und die Gespräche zu beginnen, aber aufgrund von Covid, Reiseverboten, Abriegelungen und anderen Störungen wurde es erst 2022 Wirklichkeit. Marshall war gerade 98 geworden...
Wir wussten nicht, was uns erwarten würde.
Am 18. und 19. Juli 2022 trafen Marshall Allen, Knoel Scott und Chris Henderson - allesamt Mitglieder oder ehemalige Mitglieder des Arkestra - in Haarlem auf Charlie Stacey (Klavier) und Mikele Montoli (Kontrabass). Charlie hatte sein Soloalbum »The Light Beyond Time« für Night Dreamer bei Artone aufgenommen, und sowohl er als auch Mikele haben regelmäßig mit Knoel Scott zusammengearbeitet.
Wir waren nervös, als wir diese legendären Musiker zu einer Zeit empfingen, in der wir uns noch Sorgen machten, dass sich Menschen in so fortgeschrittenem Alter möglicherweise mit Covid-19 anstecken könnten, und wir uns in einer der 2022 Hitzewellen mit außergewöhnlich hohen Temperaturen befanden. Würde die Klimaanlage im Studio das aushalten? Welches Leistungsniveau konnten wir erwarten? Der Stresspegel vor der Sitzung war auf unserer Seite hoch.
In Haarlem angekommen, waren die Energie, die Kreativität und der Elan dieser Gruppe von Musikern außergewöhnlich. Das Zusammenspiel der amerikanischen Jazzlegenden mit ihren jüngeren europäischen Nachfolgern war unglaublich. Charlie Stacey ist, wie er mit Yussef Dayes bewiesen hat, ein außergewöhnlich effektiver Pianist, dem es unaufdringlich gelingt, alle Stücke miteinander zu verweben.
Knoel Scott war ein Mann auf einer Mission und hatte eine Reihe von Gesangs- und Instrumentalstücken parat. Er wechselte von verschiedenen Saxophonen zu Flöte und Gesang und war eine Kraft, mit der man rechnen musste, voll von fast neurotischer Energie.
Marshall Allen wirkte ruhig und gelassen; wir waren uns nicht sicher, was uns erwartete, bis alle von seinem energiegeladenen Altspiel und der Erzeugung jenseitiger Klänge mit dem Elektronischen Blasinstrument (EWI) förmlich weggeblasen wurden. Was ein Tribut-Album werden sollte, hatte plötzlich die Chance, eine wunderschöne, einzigartige Performance zu werden.
Chris Henderson am Schlagzeug ergänzt und strukturiert auf natürliche Weise das frei fließende, improvisatorische Flair und bringt es von Zeit zu Zeit zu einem scheinbaren Beat zurück.
Bald waren unsere Sorgen verflogen, und wir wussten, dass dies eine ganz besondere Session werden würde.