Amokmensch

Das Schweizer Quartett, benannt nach den Minensuchhunden des Vietnamkrieges, balanciert spielerisch zwischen dem elektronischen Sound der 80er und den rock-lastigen Gitarrenhooks der Industrialära. Der markige Sprachgesang und die kritischen, anprangernden Texte tun ihr Übriges zur Symbiose in einzigartiger Form, den bissigsten "Metallspürhunden" aller Zeiten. Während die Band bei "Blut & Spiele" noch aus einiger Distanz die Medienverkommenheit anprangerte, verkörpern sie nun selbst den "Amokmenschen", das Individuum im Zentrum der Betrachtung, das durch die zunehmend enthemmte Ellenbogengesellschaft und den globalen Wahn aus dem Ruder läuft. Musikalischen und emotional gereift, ist der Sound dichter und atmosphärischer als auf dem vielgelobten Erstling. Nicht umsonst wurde die Abmischung im hauseigenen Danse Macabre Studio vorgenommen. Aber auch in Craig Scotts kongenialen Coverartwork zeigt sich der ständig wachsende Zorn und die Ohnmacht gegenüber der pathologischen Zivilisation. Das malträtierte Herz, als Symbol für alles Emotionale, drückt gleichermaßen Hilflosigkeit und Aggression aus. Beides Gefühle, die der "Amokmensch" in sich trägt und sein Herz zu sprengen droht. Thematisch werden von der Ausbeutung der Tierwelt, über manische Liebessucht und den selbstzerstörerischen globalen Kapitalismus sämtliche Register der äußeren und inneren Alpträume gezogen.