Som Imaginário sind der Stoff des MPB-Mythos. Ein wesentlicher Bestandteil der brasilianischen Clube Da Esquina-Bewegung in den frühen 1970er Jahren, eine berauschende Mischung aus Progressive Rock, Folk, Psychedelia, Jazz und traditionellen brasilianischen Rhythmen fließt durch die drei Studioalben, die die Band zwischen 1970 und 1973 aufgenommen hat. Die brasilianischen Prog-Lords, die im Kontext der Militärdiktatur die Freak-Flagge der Gegenkultur hissten, teilten viel von dem Sinn für Experimente und reichlich Fuzz, den ihre Tropicalismo-Vorfahren hinterlassen haben. Aber bewaffnet mit genialen Komponisten, Arrangeuren und einem erstaunlich hohen musikalischen Können, führte Som Imaginário eine starke harmonische Komplexität in die brasilianische Popmusik ein, die Generationen von kommenden Künstlern inspirieren würde. Am 4. Oktober 1976, nachdem Som Imaginário eine Reihe von Aufnahmen und Tourneen mit Milton Nascimento beendet hatte, gab er ein Konzert zur Feier des Naturtages in Brasília. Die Aufnahmen der Show würden zu „Banda Da Capital“, das seit einem halben Jahrhundert schlummert und darauf wartet, dass seine mystische Kraft entfesselt wird. In der Band waren an diesem Tag die ursprünglichen Mitglieder Wagner Tiso und Fredera, zusammen mit Nivaldo Ornelas, Paulinho Braga und Jamil Joanes. In einer so enorm kreativen und freigeistigen Szene zu agieren, bedeutete, dass Line-Up-Fluktuationen unvermeidlich waren. Zu den ehemaligen Mitgliedern von Som Imaginário gehören auch Laudir de Oliveira (der nach Chicago ging), Nana Vasconcelos (die ebenfalls in die USA zog), Zé Rodrix, Robertinho Silva, Novelli und Toninho Horta. Die Show, benannt nach dem Radiosender Belo Horizonte, wo sie in ihrer Jugend übten, beginnt mit „Rádio Guarany“, einer Improvisation unter der Leitung von Paulinho Braga und Nivaldo Ornelas. Der Track verwandelt sich in Nivaldo Ornelas‘ Komposition „Xa Mate“, die auch Milton Nascimentos Album „Milagre dos Peixes ao Vivo“ mit Som Imaginário und einem 32-köpfigen Orchester eröffnet. Zusammen in Minas Gerais aufgewachsen, war der Komponist, Arrangeur und Keyboarder Wagner Tiso ein weiterer enger musikalischer Partner von Milton Nascimento. Einige ihrer gemeinsamen Arbeiten umfassen viele der beliebtesten Alben von Bituca, darunter Clube Da Esquina, Milton Nascimento (1970) und Maria Maria / Ultimo Trem sowie Native Dancer: Nascimentos Album mit Wayne Shorter. Tiso erklärt die Inspiration hinter zwei der Tracks auf Banda Da Capital „Igreja Majestosa“ (geschrieben mit Nivaldo Ornelas) und „Os Cafezais sem fim“ und erinnert sich: „Sonntags habe ich den Kaffeeplantagenarbeitern beim Betreten der Kirche zugesehen. Ich sah sie die ganze Woche arbeiten, in ihren bescheidenen, schmutzigen Kleidern. Aber ich war immer verzaubert von ihrer makellosen Kleidung an Sonntagen. Aus einer Zeile in einem Gedicht meines Vaters entnommen, das zur Hymne der Stadt Três Pontas wurde, wurde das Lied „Die majestätische Kirche und die endlosen Kaffeeplantagen“ für mich heilig, weil es von etwas Fröhlichem kam, von den Arbeitern. ” Einer der zärtlichsten Momente des Albums ist eine wunderschöne Interpretation des posttropischen Folk-Rock-Klassikers „Sabado“, geschrieben von Fredera für Som Imaginiaros Debütalbum. Die Texte sind typisch für die „Desbunde“: diejenigen in der brasilianischen Linken, deren Antwort auf den Autoritarismus eine Politik der pazifistischen, oft psychedelischen Nonkonformität war (ähnlich der des „Ausstiegs“ in den USA) ... „Eu quero o céu e vou com guizos nos sapatos / Minha roupa em farrapos coloridos vou rasgar / E vou dançar entre os cristais azuis do tempo e esquecer“ „Ich will den Himmel und werde mit Glocken an meinen Schuhen gehen / Ich werde meine Kleider in bunte Lumpen zerreißen / Und ich werde zwischen den blauen Kristallen der Zeit tanzen, um sie zu vergessen“. Jamil Joanes, am besten bekannt als Mitglied von Banda Black Rio, ist ein weiterer gebürtiger Minas Gerais. Seine Komposition für das Album ist „Imaginados“, eine atemberaubende Unplugged-Gitarren- und Gesangsdarbietung, die den Einfluss von Som Imaginários südöstlichem Heimatstaat auf ihren Sound hervorhebt. Die CD und die digitale Veröffentlichung von Banda Da Capital enthalten zwei Bonustracks von einem separaten Konzert im Museu de Arte Moderna in Rio de Janeiro am 6. Oktober 1975. Dies ist ein weiteres Arrangement von „Armina“ und Toninho Hortas atemberaubender Darbietung seiner Komposition „ Manuel o Audaz“, die er später mit Pat Metheny und Lo Borges aufnahm.