Gezeiten (Random Colour Black or Cristallo Vinyl)

Texta, die Linzer Raplegende, tätig seit den Urtagen der österreichischen HipHop Szene als Pioniere, Labelbetreiber, Szenesupporter und vieles mehr, sind mit einem neuen Album, ihrem 9. Studioalbum, wieder zurück, motiviert von ihren ausverkaufte 30 Jahres Shows in Wien und Linz 2023. Der Titel "Gezeiten" spielt dabei an ihre 90er Jahre ge-Trilogie an (geschmeidig 1995, gediegen 1997, gegenüber 1999), aber thematisiert natürlich auch das Auf- und ab einer sich über drei Jahrzehnte spannenden Karriere, welche nach Skeros Ausstieg 2013 und speziell nach Huckeys Tod 2018 von schweren Schlägen erschüttert wurde. Aber auch nach dieser Zeit schafft es Texta wieder ein erstes Mal hinzubekommen, ist "Gezeiten" doch das erste Album ihrer Karriere, welches komplett in Mundart eingrappt wurde. Zwar war Texta von Anfang an dabei, wenn es um Mundartrap ging (siehe Sprachbarrieren 1999), aber ihre klassischen "Deutschrapwurzeln" kamen doch immer wieder zum Vorschein, ging es doch nie ums Dogma, sondern um das Wie und Was. Musikalisch lässt sich das Album durchaus auch als eine Ode an die "Golden Era" der 90er lesen, Flips samplelastige, aber auch mit Instrumenten angereicherte Produktion, lässt die Drums knallen und den Bass pumpen wie zur alten "Low End Theory" Zeit. Dazu streut DJ Dan wie immer Cuts und Scratches an den richtigen Stellen ein, ergänzt die Lyrics von Laima und Flip so wie man es von ihm gewohnt ist. Ja genau, Texte. Auch 2025 hält der Bandname, was er verspricht, egal ob politisch/gesellschaftskritische Songs wie "Geht mi nix a", "Bist bereit", "Göd liegt auf da Strossn" oder "Richtiges im falschen Leben", Storyteling Perlen wie "Thronfolge" oder "Endstation Solar City", Persönliches wie in "Gezeiten" oder "Altweibersommer" oder einfach straighte Raptracks wie "Nur a Numma", "Brudi Bye Bye", "Wos dada do denn" oder "Still Funky Pt. 2". Noch immer am Punkt und nicht glattgebügelt, gerade in einer Zeit, in der veraltete politische Strategien wieder opportun geworden sind und die Jugend sich in ihren Social Media Bubbles verliert. Im Gegensatz zum 2021er Album "Mehr oder weniger", kann "Gezeiten" mit einer feinen und dicken Gästeliste aufwarten, von Old School Legenden wie Toni L aus Heidelberg oder Edo G. aus Boston, kommt auch Yasmo aus Wien ans Mikro und die Linzer Rapkollegen Chakuza und Def Ill liefern auch lyrische Premiumware ab.So fügt sich "Gezeiten" mehr als würdig in eine ohnehin schon illustre Diskografie ein, die sich wohl im gesamten deutschsprachigen Rapgenre kaum ein Äquivalent findet.