Timeless

Peter M. Kersten aka Lawrence pflegt seit über zehn Jahren eine tiefe musikalische Geistesverwandtschaft mit der Ästhetik des Detroit Techno - und das in Hamburg, dem Tor zu Welt. Sein zusammen mit Carsten Jost betriebenes Label Dial steht wie kaum eine andere europäische Adresse für eine Wert bewusste Kultivierung melancholischen Qualitäts-Technos. Nach sieben Alben unter seinen Produzenten-Namen Lawrence und Sten setzt Kersten diese Perfektionierung der klanglichen Vision nun auch als DJ kongenial fort. "Timeless" entfernt sich meilenweit vom Diktat der im DJ-Rahmen fast schon dogmatischen Aktualitätsverpflichtung und zelebriert elektronische Tanzmusik als zeitlos sinnliche Komponente. Mit traumwandlerischer Sicherheit schlägt Kersten einen Bogen über 16 Jahre gelebter Clubgeschichte, ohne dabei das akustische Hier und Jetzt aus dem Auge zu verlieren oder auch nur eine Spur in anachronistischer Nostalgieseligkeit zu verfallen. Stattdessen gehen unter seinen sensiblen Händen Meilensteine des minimierten Deephouse wie "Forever Monna" von Chez Damier, Ron Trent und Stacey Pullen (1995) oder der 99er Clubhit "Overcome" von Thomas Melchior/Baby Ford mit kontemporären intensiven Detroittechno-Hommagen wie Smallpeople & Raus "Life Aquatic", Delano Smiths "My Life" oder Pigons traumhafter "Koto "-Dubtech-Romanze von der 10 Jahre Dial-Compilation auf wunderbare Weise zusammen. Außerdem mit dabei sind so bekannte Namen wie Aril Brikha, Isolée, das Ifach Collective und Robert Hood, bevor Roman Flügels auf Duran Durans "Save a prayer" basierendes Meisterwerk "Brian Le Bon" und das kristalline "OI" von Plaids Klassikeralbum "Not For Threes" (Warp) den wehmütigen Schlussakkord setzen. Lawrence Mix atmet hier jedenfalls die Gelassenheit eines lichtdurchfluteten Sonntagmorgens zwischen modernistischer Großstadt und Waldlichtung und gibt so seinem globalen Künstlerischen Ansatz die passende Dimension.