„Porzellan-Hochzeit im Hause Texta“ - oder die sogenannte Dornen-Hochzeit, wie es die katholische Kirche Ringfinger-schwingend beschreibt: „Fest, glänzend, und zugleich empfindlich ist die Ehe geworden. Neues Geschirr kann eingeweiht werden...“

Dieses Dienstjubiläum der am längsten dienenden (schuftenden!) HipHop-Combo im Reich, in dem einst die Sonne nie untergehen sollte, ist wunderbar und wundersam zugleich.

Wunderbar, weil sie sieben wunderbare Kinder (Alben) zeugten, die bis dato 94 blaue Augen (Songs) einfingen, einen süßen 16-jährigen Strolchi (Live-Album) mit ihrer kongenialen Live-Band S.K. Invitational adoptierten, Seitensprünge (Solo-Alben) zwischen Bravour, Nummer-Eins-Hit und Millionen beschritten bzw. überstanden. Weil die Enkerl, oder inzwischen Urenkerl, aus den Texta-Sneakers entwuchsen und zur beachtlichen Vielfalt, die nun in HipHop-Belangen in Österreich vorzufinden ist, beitrugen. Weil sie eine Unzahl von Personen, die ihren Weg kreuzten, inspirierten oder gar beeinflussten, Film-Songs („Ein echter Wiener...“, „Der Wadenmesser“, etc.) und ein Buch („Die Texta-Chroniken“) machten, oder jüngst mit „Max'n'Morizz“ am Musiktheater Linz brillierten.

Wundersam, weil die MC´s Huckey, Skero, Laima, Flip und DJ Dan sooo lange (XXlange) bestimmend, stil- und sprachprägend, dabei waren/sind, und gezielt Sprachbarrieren kommunikationsfördernd verkleinerten. Weil sie mit etlichen Konzertreisen Länder besuchten, wo ihr Oberösterreichisch (bzw. Wienerisch) das wahre „Exotische“ war: Botschafter im besten Sinne. Weil alle konstant und hart (härtestens!) an sich arbeitend ihre kreativen Sprachkarrieren beschleunigten. Ein Tripple-A-Rating einheimsten (Amadeus-Award-Abstauber), Unsichtbare im Kaleidoskop sichtbar machten (Superhelden-Gruppe! Die Unsichtbaren!) oder - mit anderen Pionieren - etwas schufen, dass vorher ganz einfach nicht da war: HipHop inna Austria.

Und überhaupt ihr Label Tonträger-Records, Hafen und Sprungbrett für zig Artists, unzählige Kollaborationen, gefühlte tausend (?) Auftritte, Freestyles, oder die legendären HipHop-Jams in der KAPU checken, unmöglich nur einen kleinen Teil ihres brodelnden „Empires“ aufzuzählen... Hier, um zu bleiben, das „Game“ (weiter) zu bestimmen. Was zählt, ist die Liebe.

Hier sind nun also 19 Klassiker plus ein brandneuer Track aus dem Texta Oeuvre auf einem Tonträger gesammelt, von den Anfängen mit „3 Uhr 10“ der damals noch auf Duck Squad Platten erschienenen „Geschmeidig“ LP, über die ersten grossen Hits wie „Walkmania“ oder „Sprachbarrieren“ zu modernen Klassikern wie „Text vs. Autor vs. Hörer“, „Hediwari“oder „So oder So“ hin zur legendären Kollaboration „(So schnö kaust gor net) schaun“ mit Attwenger und den zwei Hits aus ihrem letzten Album „grotesk“, nämlich „You’re Driving Me Wild“ und „Dramaturgie der Ereignisse“. Also Gustostückerl für die CD und den digitalen Release hat DJ Dan einen beinahe zwei stündigen Mix zusammengecuttet mit weiteren Perlen aus den Alben, sowie Kollaborationen mit verschiedenen ausländischen Gästen wie Akil von Jurassic 5, der Youngblood Brass Band oder den rumänischen Parazitii um nur ein paar zu nennen. Dazu finden sich noch diverse B Seiten Songs und auch ein paar unveröffentlichte Nummern in der Tracklist seines 4020 Mixes (40 Songs aus 20 Jahren). All diese Tracks entstammen übrigens der Producerfeder von FLIP, das immer den markanten und unverwechselbaren Sound von TEXTA ausgemacht hat, mit seinen samplegeschwängerten, raffiniert arrangierten und diversen Instrumenten verfeinerten Beats, die nie den internationalen Vergleich scheuen mussten.

20-Jahre-Jubiläum feiern 2013 übrigens auch Andrea Berg oder Scooter, da muss man schon was bieten! Jüngere Semester würden sich heutzutage sowieso nur mehr TXTA nennen, wenn überhaupt. Wer? TXXA!